Kitahelfer - spielend qualifiziert

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Birthe Nowak
Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona

Telefon 040 | 428 11-2760
E-Mail an Birthe Nowak

Menschen mit einer Behinderung zu Helfern in einer Kindertagesstätte auszubilden…geht das überhaupt? Es geht, in Hamburg mittlerweile erfolgreich seit exakt 15 Jahren: Seit Herbst 2002 qualifizieren die Elbe-Werkstätten gemeinsam mit der staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik Altona junge Menschen mit einer Lernbehinderung in einem vierjährigen Ausbildungsgang in Theorie und Praxis zum Helfer in Kindertagesstätten, kurz: Kitahelfer. Mittlerweile haben im Rahmen dieses bei seinem Start bundesweit einmaligen Erfolgsprojektes mehr als 65 Menschen mit Behinderung an der Qualifizierung teilgenommen und verbringen ihren Arbeitstag auf so genannten „ausgelagerten Werkstattplätzen“ in unterschiedlichen Kinderbetreuungseinrichtungen. Alle zwei Jahre werden junge Menschen mit einer Behinderung bei entsprechender Eignung in die Kita-Qualifizierung aufgenommen. Nach erfolgreicher Absolvierung gibt es ein Abgangszeugnis der Fachschule für Sozialpädagogik Altona und ein Zertifikat der Elbe-Werkstätten. Doch darüber hinaus gibt es für die Absolventen viel mehr: Die Tätigkeit als Kitahelfer ist Anerkennung, Wertschätzung, Selbstverwirklichung, Unabhängigkeit und Einbeziehung in die Gesellschaft. Das erfolgreiche Kooperationsprojekt zeigt: gibt es eine gute Idee und stimmen die Rahmenbedingungen, kann ein Mensch gute Arbeit leisten und sogar über sich hinauswachsen, gleich welche Art von Behinderung er hat.

Für die interessierte Öffentlichkeit besteht am Mittwoch, 15. November, von 10.00 bis 12.00 Uhr im Rahmen der Hamburger Woche der Inklusion die Möglichkeit, sich direkt an der Fachschule für Sozialpädagogik über die Qualifizierung zum Kitahelfer zu informieren und mit angehenden Kitahelfern, Lehrern der FSP und Sozialpädagogen der Elbe-Werkstätten ins Gespräch zu kommen. Ort: Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik II, Altona, (FSP II), Max-Brauer-Allee 134. Anmeldung bei Birthe Nowak (FSP II).

Im Herbst 1998, als das Wort Inklusion noch niemand kannte, entstand in den Elbe-Werkstätten und der Fachschule für Sozialpädagogik Altona die mutige Frage, ob Menschen mit Behinderungen in der Tagesbetreuung von Kindern einen Beschäftigungsplatz finden könnten. Ist das realistisch? Gespräche fanden dazu statt. Schnell wurde deutlich, dass dies nur mit der Unterstützung vieler Kooperationspartner der Stadt und Praxisvertretern umsetzbar sei. Im November 1999 traf sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus der Fachschule für Sozialpädagogik Altona, der Elbe-Werkstätten und Praxisvertretern. Sie formulierten ein erstes Konzept für einen Qualifizierungsgang „Helfer in Kindertagesstätten“.

Unterstützung fand dieses Konzept auf einer Konferenz im Herbst 2001, wo es unter anderem potenziellen städtischen Bündnispartnern vorgestellt wurde. Die Schulbehörde Hamburg machte ihre Unterstützung abhängig von der Zustimmung und Akzeptanz von mehr als 30 Trägern und Einrichtungen, Teilnehmer eines solchen Qualifizierungsgangs anzuleiten. Im Herbst 2002 konnte dieser Nachweis erbracht werden, worauf die Schulbehörde einer zweijährigen Projektphase zustimmte. Im August 2002 startete die erste Projektklasse mit 15 Schülern „Helfer in Kindertagesstätten“ an der Fachschule für Sozialpädagogik Altona mit dem ersten Teil der Qualifizierung.

Gut qualifiziert - in den ersten zwei Jahre durch die Fachschule für Sozialpädagogik, dann zwei weitere Jahre durch das Fachpersonal in den Kitas und durch die Elbe-Werkstätten - konnten bis heute 65 Menschen mit Behinderung ihre Arbeit in insgesamt mehr als 60 Kindertagesstätten und Kindergärten aufnehmen. Dort unterstützen sie die pädagogischen Fachkräfte in ihrer Arbeit, bieten selbstständig zusätzliche Spiel- und Lernangebote an oder übernehmen hauswirtschaftliche Tätigkeiten. So ergänzen sie das Kitaangebot und schaffen Freiräume für die pädagogischen und hauswirtschaftlichen Mitarbeiter, die für eine intensivere individuelle Betreuung der Kinder genutzt werden können.
Während der vierjährigen Qualifizierungszeit entstehen für die Kita-Einrichtungen keine Kosten. Während der ersten beiden Jahre haben die Kitahelfer den Status von Schülerpraktikanten. In den beiden darauffolgenden Berufsbildungsjahren erhalten sie ein Ausbildungsgeld durch die Agentur für Arbeit. Nach der Qualifizierung wird für den Kitahelfer über die Eingliederungshilfe ein ausgelagerter Werkstattplatz beantragt. Arbeitsort ist dann die Kita.

Für die Kitahelfer ist ihr Job viel mehr als das - er bedeutet, „dazu zu gehören“. Gut integriert in die professionellen Teams vor Ort, von den Kindern und Eltern im hohen Maße geschätzt, arbeiten sie in einem Arbeitsumfeld, das sich vom allgemeinen Arbeitsmarkt in seinen Anforderungen kaum noch unterscheidet. Nur der Status des Werkstattplatzes ist geblieben. Dass aber auch in dieser Frage weitere Annäherungen an den allgemeinen Arbeitsmarkt möglich sind, zeigt eine andere Entwicklung: Durch das Budget für Arbeit konnten in Hamburg und Schleswig-Holstein bis heute neun Werkstattplätze in sozialversicherungspflichte Arbeitsplätze umgewandelt werden.
Nach mittlerweile 15 Jahren Kitahelfern ist aus dem Projekt ein Regelangebot der Elbe-Werkstätten geworden, das im zweijährigen Turnus Menschen mit Behinderung für diese Tätigkeit ausbildet. Ein inklusives Erfolgsmodell, immer noch: Die Nachfrage nach Plätzen ist stetig steigend.

Kitahelfer

 

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